Rechenmaschinen gestatten es, die vier Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division gleich gut auszuführen.
5.0 Die Rechenmaschine von Wilhelm Schickard, 1623Die erste Maschine, die den Kriterien einer Rechenmaschine
genügte, war die Maschine des Tübinger Professors Wilhelm
Schickard (1592-1635). Von seiner Maschine weiß man nur aus einem
Briefwechsel mit Johannes Kepler. Nachbauten, die nach seinen
Zeichnungen und Beschreibungen (siehe Lit. 13
und Lit. 15) gefertigt wurden,
funktionieren.
Die Addition und die Subtraktion wurden nach dem Prinzip einer
Kleinaddiermaschine
(siehe z.B. Lightning Calculator)
realisiert, während die Multiplikation und die Division nach dem
Prinzip der Napierschen Rechenstäbchen
funktionierten. Zusätzlich war noch ein einfaches Speicherwerk
für Zwischenergebnisse vorhanden. Die Bedienung wird an Beispielen in einer
Anleitung veranschaulicht.
Kleines Funktionsmodell der Schickard-Maschine
Die abgebildete Maschine (Abb. 127) wurde nach den Literaturangaben (s.o.) als
verkleinertes funktionsfähiges Modell
(Details des Aufbaus) mit den Zahnrädern aus einer alten Triumphator CN
selbst angefertigt (1999). Maße des Gehäuses: LxBxH 11cm x 17cm x 18,5cm
Nachbau der Schickard-Maschine aus Sperrholz
Im Jahr 2019 veröffentlichte Jürgen Weigert seinen Rekonstruktion der Maschine aus Sperrholz (Lit. 34) mit allen dafür notwendigen Unterlagen. Seine Intension ist es, den Nachbau einer breiten Öffentlichkeit zu
ermöglichen, so dass diese historische Maschine nun nicht nur in wenigen
Museen bestaunt, sondern an vielen anderen Orten als Lehrmittel wirklich
benutzt werden kann. Jeder kann sie jetzt selber bauen. Dafür stellt er die
Bauanleitungen und Zeichnungen zur Steuerung eines Lasercutters für die
Fertigung der Einzelteile zur Verfügung (Lit. 34). Hier gibt es Bilder und
Tipps zum Aufbau der Maschine.
Ich habe die Maschine 2023 gebaut. Maße des Gehäuses: LxBxH 21cm x 33cm x 34cm (Abb. 369)
Eine Staffelwalze ist ein (Teil-)Zylinder (Abb. 157), der auf 1/3
seines Umfanges 9 Zähne mit gestaffelter Länge hat, so dass
bei einer Umdrehung ein verschiebbares Zahnrad im
Ergebniswerk je nach seiner Stellung von einstellbar vielen Zähnen
weitergestellt wird. Dieses Prinzip wurde 1672 von Gottfried
Wilhelm
Leibnitz (1646-1716) entwickelt. Seine Maschine arbeitete aber
nicht
fehlerfrei.
Charles Xavier Thomas (1785-1870) aus Kolmar entwickelte um 1820
das
Arithmometer, die erste serienmäßig gefertigte
Rechenmaschine überhaupt. Staffelwalzenmaschinen werden deshalb
auch Thomas-Maschinen genannt.
In Deutschland begann Arthur Burkhardt in Glashütte in Sachsen
um 1878 mit der Rechenmaschinenproduktion. Die Hersteller von
Archimedes- und Saxonia-Rechenmaschine
waren auch dort angesiedelt. Deshalb werden Staffelwalzenmaschinen in
Deutschland auch Glashütter-Maschinen genannt. Burkhardts Maschinen,
bzw. aus seinen Maschinenkomponenten gefertigte Rechenmaschinen wurden
auch von Hugo Bunzel vertrieben.
Glashütter Rechenmaschinenfabrik Reinhold Pöthig, Glashütte, Sachsen
Reinhold Pötig hatte zuerst in
Arthur Burkhardts Erster Deutscher
Rechenmaschinenfabrik gelernt und sich dann 1906 selbstständig gemacht
und seine Maschinen mit dem Namen Archimedes vertrieben. Ab
1915 sorgte Hans Sabielny, der zuvor nur den Comptator
baute, für weitere Verbessungen und weltweiten Absatz der Archimedes.
Ab 1930 arbeitet Sabielny aber mit Facit
zusammen. 1936 trat Wilhelm Kiel als
Kontrukteur ein. Er arbeitet zuvor für
Hugo Cordt und wechselte nach 1945 zur Firma Diehl nach Nürnberg,
wo dann Staffelwalzenmaschinen gebaut wurden.
Reinhold Pöthigs Firma bestand etwa bis 1960.
Archimedes C13 (B)
Serien-Nr. 8095 B, gebaut ab 1913, 10 x 8 x 13, Handbetrieb,
Schiebereinstellung, ohne Rundungsstellknöpfe (Abb. 76)
Bunzel H., Rechen-Maschinen Fabrik, Wien I, Österreich (1896 - 1907)
Hugo Bunzel (1851 - 1908), ursprüglich Kunstmaler in Prag, stellte in Deutschland Schreibfedern her. 1895 lernte er den Rechenmaschinenfabrikanten Arthut Burkhardt kennen. Für ihn vertrieb er dann dessen Maschinen von Prag aus in Österreich unter eigenem Namen. Er ging dazu über, sich nur noch Maschinenteile von Burkhardt liefern zu lassen und diese mit Verbesserungen in eigenen Gehäusen zu Maschinen zusammenzusetzen. 1896 verlegt er seinen Firmensitz nach Wien, schuf 1907 den Markennamen "Delton" und nannte dann seine Firma Bunzel-Delton Rechenmaschinenfabrik. Die Firma bestand bis 1915. (siehe Lit. 12, Heft 87 04/2012)
Bunzel Rechenmaschine
Serien-Nr. 3800 (im Holzkasten) und D9 (an div. Metallteilen), gebaut
um 1906, 6 x 7 x 12, Handbetrieb, Schiebereinstellung, ohne
Zehnerübertrag im Zählwerk, im ankippbaren Holzkasten mit
abnehmbarem Deckel (48cm x 19,8 cm x 15,5cm) und in den Deckel
eingeklebter Anleitung (Abb. 182)
Rechenmaschinenwerk "Austria", Herzstark & Co, Wien, Österreich
Samuel Jacob Herzstark stellt von 1906 bis 1914 Staffelwalzenmaschinen mit dem Markennamen Austria her. Danach vertrieb er zusammen mit seinem Sohn Curt Herzstark Astra Saldiermaschinen. Seine Patente für Staffelwalzenmaschinen wurden anschließend von Mathias Bäuerle (Peerless, Badenia, EMBEE) genutzt.
Austria III bzw. IV
Serien-Nr. 734, gebaut um 1910, 7 x 7 x 12, Handbetrieb,
Schiebereinstellung
Modell III erweitert zum Modell IV, Mechanik zur Schlittenverschiebung
rekonstruiert (Abb. 107)
Ludwig Spitz & Co., G.m.b.H., Berlin-Tempelhof
Ludwig Spitz vertrieb ursprünglich Rechenmaschinen von Burkhardt und Saxonia, bis er 1907 selbst mit dem Bau von Rechenmaschinen begann. Seine Maschinen mit einem Lineal heißen TIM (Time is Money) und die mit zwei Linealen UNITAS (siehe Werbeschrift). Sein Mitarbeiter Richard Berk begründete dann 1920 die Rechenmaschinenherstellung bei Rheinmetall.
TIM I mit Tasten
Serien-Nr. 31172, gebaut um 1930, 6 x 7 x 10, Handbetrieb, Volltastatur
(Abb. 237)
Das gleiche Modell gibt es auch mit Schiebereinstellung.
Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik, Sömmerda, Thüringen
Die Rechenmaschinenproduktion bei Rheinmetall wurde 1920 von Richard Berk, einem ehemaligen Mitarbeiter bei Ludwig Spitz, begründet.
Rheinmetall Id
Serien-Nr. 29084, gebaut: 1937, 7 x 6 x 12, Volltastatur, Handbetrieb
(Abb. 53), siehe Lit. 30
Karl Lindström A.-G., , Heft 87 04/2012)Berlin SO 33
Das Konzept der Record-Rechenmaschinen wurden von Hugo Cordt in Nordenham entwickelt. Die Maschinen wurden ursprünglich in der Nordenhammer Rechenmaschinen A.-G. und dann bei H. Ölmann in Oldenburg hergestellt. 1914 wurde der Betrieb nach Berlin verlegt.
Hans.W. Egli S.A., Zürich, Schweiz
Konstrukteur der Madas ist Erwin Jahnz, der seine Maschine nach den Anfangsbuchstaben der Wörter "Multiplikation, automatische Division, Addition und Subtraktion zusammensetzte.
Madas
12eN*
Serien-Nr. 89609, gebaut 1960, 8 x 6 x 12, halbautomatische Division
entwickelt von E. Jahnz (1915), Volltastatur, Elektroantrieb,
Handbetrieb möglich, mit Anleitung zum
Modell 12e, (Abb. 7)
Contina AG Mauren, Vaduz, Liechtenstein
Curt Herzstark, der Sohn des Wieners Samuel Herzstark (Fabrikant der Austria) entwickelte zwischen 1938 und 1944 im Konzentrationslager Buchenwald eine kleine Staffelwalzenmaschine, die er bei der Fa. Contina bauen ließ.
Curta Typ 1
Serien-Nr. 36069, gebaut um 1955, 8 x 6 x 11, Handbetrieb, mit
Schutzdose und Anleitung (Abb. 70)